Denkmal für Otto Hörner, Ettlingen
Der Entwurf zum Otto-Hörner-Denkmal, das gleichzeitig als Mahnmal wahrgenommen werden kann, umschreibt das Haus als Schutzraum für die vier jüdischen Mitmenschen, die ohne das mutige, selbstlose Eingreifen von Otto Hörner den Holocaust nicht überlebt hätten. Die Tür des Hauses ist geöffnet und darauf geschrieben sind die Worte Mut, Zivilcourage, Menschenwürde, Beherztheit, Entschlossenheit, Charakter und Schutz. Dies sind Charaktereigenschaften, die in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit existentiell sind, um menschenverachtende Handlungen und Regime heute und künftig wachsam zu verhindern.
Madeleine Dietz äußert sich über ihr eigenes Kunstwerk wie folgt: „Erinnerungen sind nie vollständig, wie ein Puzzle werden sie zusammengesetzt. Vier Stahlteile bilden bei genauem Hinschauen ein Ganzes. Es soll ein Versuch sein, die Gartenlaube in Erinnerung zu rufen, in der Otto Hörner die jüdische Familie versteckt hatte. Sein eigenes Leben aufs Spiel setzend um Menschenwürde zu wahren. Welch eine Leistung!“
Begleitinformationen zur Person:
Otto Ludwig Hörner (* 28. Februar 1884 in Karlsruhe; † 20. Januar 1945 in Ettlingen) war ein deutscher Schlosser und Kioskbesitzer. Hörner hatte am nördlichen Stadtrand von Ettlingen in einer Gartensiedlung ein Wochenendhaus, in diesem er ab 1942 mehrere Juden versteckte, um sie vor der Deportation zu schützen. Ab 1942 wohnte Herr Adolf Loebel im Wochenendhaus. Von 1944 lebten zwei Jungen, Paul und Jakob, die aus einem Kinderhaus in Berlin fliehen konnten, sowie die Jüdin Goldine Zweifel ebenfalls im Wochenendhaus. Die Schwägerin von Hörner übernahm die Versorgung der Versteckten. Hörner starb am 20. Januar 1945 kurz vor der Befreiung Ettlingens durch die französischen Truppen.
Im August 1945 wurde der Weg, der zum Wochenendhaus führt, nach Hörner benannt. Am 27. November 2002 wurde Otto Hörner vom Yad Vashem (Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, Jerusalem) als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet. 1945 ehrte die Stadt Ettlingen das mutige Engagement des Otto Hörner mit der Benennung des ehemaligen Settig-Wegs entlang der östlichen Friedhofsmauer in Otto-Hörner-Weg. 1951 wollte der Gemeinderat diese Bezeichnung wieder rückgängig machen, was durch das Eingreifen des überlebenden Adolf Loebel verhindert werden konnte.
Text: Stadt Ettlingen
Lager Mühlau
Erinnerungsskulptur WEDER OFFEN NOCH ZU
Tuttlingen
SICH ENTSINNEN NIEMAND FERNE
AUS DEM LEIB GESCHRIEN ENTRINNEN
BESCHÄMEND WEIT WEG HINTER MIR
WILL NICHT MEHR
HEIMAT NACH HAUSE ERNIEDRIGUNG
TRAUER KEINE ZUVERSICHT ZUFLUCHT NIEDERLAGE
VERRAT TÄUSCHUNG ZUFLUCHT HUNGER SIECHTUM GEBET SCHMERZ VERSTECK SCHLÄGE DUNKELHEIT ANGST BEDROHUNG FREIHEIT NICHTS MEHR SPÜREN
KEINEN HIMMEL SEHEN BRIEFE VERGESSEN
KEIN LEBEN MEHR SEHNSUCHT BRIEFE GEFANGEN SEIN VERGEHEN FESTHALTEN RACHE BEKLEMMUNG
KEIN MENSCH SEIN
Für mich stellt ein wichtiger inhaltlicher Aspekt bei der Entwicklung dieses Zeichens dar, ein Signal für die kommende Generation zu setzen und Freiheit und Frieden als nicht selbstverständliches Gut zu thematisieren. Gleichzeitig möchte ich dieses Freiheitszeichen mit dem Andenken an die damaligen Gefangenen des Lagers verbinden. Ein halboffenes Buch bildet ein Tor, dahinter eine gemauerte Ziegelwand. Die Ziegelwand ist seitlich versetzt angeordnet. Das Tor ist halboffen. Die Mauer ist weggeschoben.
Die Betrachter könnten gedanklich schliessen und öffnen.
Die Schrift wird aus dem Stahl herausgelasert.
Ein Friedenszeichen für die Stadt Engen im Hegau 2007/2009
Die Denkmale einer Stadt prägen das Selbstverständnis ihrer Bürger und jede Generation schafft sich ihre zeitgenössischen Erinnerungszeichen. Nicht zuletzt deshalb macht es auch Sinn bestehende Kriegerdenkmale nicht abzureißen.
Wenn wir aber mit diesen Denkmälern leben müssen und auch wollen, die den
Krieg und das Sterben im Krieg heroisieren, bedarf es ein Zeichen von uns, der heutigen Generation, das unsere Jugend an unsere Verantwortung für Frieden erinnern wird.
Helena Vayhinger, die mit namhaften Künstlern verschiedene Kunst-am-Bau Projekt bereits realisierte, wurde als Kuratorin für dieses Projekt gewählt.
Der wichtige inhaltliche Aspekt, ein Zeichen zu finden, ein Friedenszeichen als Signal für die kommende Generation zu setzen und mit dem Andenken an die Toten zu verbinden, wurde nun von der Künstlerin Madeleine Dietz in eindrücklicher Weise aufgenommen. Madeleine Dietz, eine der renommiertesten Künstlerinnen in Deutschland, (geboren in Mannheim, lebt und arbeitet in der Pfalz) hat u.a. „side by side“ein Projekt über Totenkult anlässlich der Documenta im Sepulkral – Museum in Kassel realisiert oder in jüngster Zeit in Bad Dürkheim ein ehemaliges romanisches Kirchenschiff mit ihrer Arbeit „Bewahrt in Ewigkeit“ in ein Kolumbarium umgewidmet.
Ihr Konzept ICH WILL FRIEDEN zusammen mit den Engenern Bürgern umzusetzen hat den Gemeinderat der Stadt so überzeugt, dass sie nun mit der Realisierung des Friedenszeichens für Engen beauftragt wurde.
Der Ausgangspunkt der Idee von Madeleine Dietz ist ein Blatt Papier, ein Schriftzug ICH WILL FRIEDEN. Viele Schriftzüge, die immer den gleichen Wortlaut haben ICH WILL FRIEDEN.
Einwohner von Engen, ob jung oder alt, unabhängig von Nationalität oder Religionszugehörigkeit, schreiben diese Worte auf das Blatt Papier; Schriftzüge, die dann aus einer grossen Stahlplatte herausgeschnitten werden und in Form einer Papierrolle zur Skulptur, zum Friedenszeichen werden.
Als Ort für dieses Friedenszeichen wurde der Friedhof von Engen gewählt, ein Rasenstück zwischen Kriegsgräber und Kapelle. An der Kapellen – Außenwand finden auch die Gedenktafeln des Kriegerdenkmals einen würdigen Platz.
Es wird ein kontemplativer Ort entstehen, mit dem Friedenszeichen in der Mitte, den seitlichen Kriegsopfer-Gräbern und Gedenktafeln, ein Ort, der ins Bewusstsein rücken wird, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar als historische Abfolge verbunden sind.
Für das Sammeln der Schriften wurde bewusst ein Termin im Dezember gewählt. Die vorweihnachtliche Zeit soll bei dieser Aktion die Engener Bürger im Zeichen des Friedens zusammenführen.
Text: Helena Vayhinger/Madeleine Dietz im April 2009
Gedenkort Lübecker Märtyrer, Johannes Prassek
Kirche Christ König, Osnabrück/Haste 2017
Über meine Erinnerungsarbeit in der Kirche Christ König in Osnabrück – Haste
Seit vielen Jahren arbeite ich mit den Materialien Stahl, Erde und Licht. Ich schweiße Stahlgehäuse, die ich als Tresore, Schatzkästen oder Schreine bezeichne. Sie nehmen etwas sehr Wertvolles auf: Erde. Erde ist es, die uns ernährt, auf der wir gehen und die uns auch wieder aufnimmt, wenn wir gestorben sind. Erde ist für mich ein zentrales Symbol von Werden und Vergehen. Und wir können die Erde bei ihrer Entwicklung und Veränderung beobachten: Risse entstehen beim Trocknungsprozess und zeigen so ein Bild von Wüste. Diese Arbeitsweise kommt auch bei der vorliegenden Arbeit zur Anwendung, die drei Orte des Gedenkens gestaltet.
Im Eingangsbereich sieht man den Priester Johannes Prassek zwischen Stahl, gerissener Tonerde und gelbem lichtartigem Glas auf einem SW-Foto eingerahmt. Es entsteht so eine Variante der Kreuzgestaltung, die an das leidvolle Ende des Lübecker Märtyrers erinnern soll und gleichzeitig seine Hoffnung und Sehnsucht auf das Ewige Leben symbolisiert. Hier bildet der Stahl den Rahmen, der trägt und formt: das Portrait, die Erde und das Licht.
Die zehnteilige Bodenarbeit im Altarraum wurde von mir aus einer Installation des Jahres 1998 entwickelt: NEUN FELDER OHNE NAMEN. Jetzt bilden acht schwere quadratische Stahlplatten (je 80 x 80 x 1,5 cm) ein Feld unterhalb der historischen Christ-König-Skulptur, die den Altarraum abschließt. Eine neunte Stahlplatte lehnt an der Wand. Sie trägt ein Zitat, das Johannes Prassek im Gefängnis auf die erste Seite seines Neuen Testamentes geschrieben hat: „Wer sterben kann, wer will den zwingen?“ Die Platte steht in Korrespondenz zur Installation im Eingangsbereich, die von der Primiz des Priesters in der Kirche im Jahr 1937 kündet. Dort, wo man die neunte Platte eigentlich vermutet hätte, im Zentrum der anderen acht Platten, wird sie durch ein helles leuchtendes gelbes Lichtfeld (opakes Glas) ersetzt. Das Licht bricht die Dunkelheit und Schwere des Stahls. Das Erscheinen des Lichts nach finsterer Nacht ist ein in vielen Kirchenliedern, literarischen Werken und künstlerischen Darstellungen wiederkehrendes Symbol für die Auferstehung Christi und die kommende Auferstehung der Menschen.
Urnen – Columbarium Kloster Kirchberg 2017
Kloster Kirchberg, Berneuchener Haus
72172 Sulz am Neckar
Das ehemalige Dominikanerinnenkloster Kirchberg ist seit 1958 geistliches Zentrum der Berneuchener Gemeinschaften.
Die Urnenbegräbnisstätte auf dem Gelände östlich der Johanniskirche im Kloster Kirchberg ist ein Ort der Stille und des Totengedenkens.
2 Tore aus Stahl signalisieren Eingang und Ausgang, aber auch Übergang. Sandsteintafeln tragen die Namen der Verstorbenen.
http://www.klosterkirchberg.de
Erdurnencolumbarium Klosterkirche 2009
Bad Dürkheim – Seebach
Fleyer PDF Klosterkirche
Ehemaliges romanisches Kirchenschiff wird zum Kolumbarium
„Bewahrt in Ewigkeit“, mit dieser Leitidee gestaltet die Kirchengemeinde Bad Dürkheim ein Kolumbarium in dem ehemaligen nördlichen Schiff der romanischen Klosterkirche. Das Kirchenschiff wurde im 17. Jhdt. zerstört. Heute feiert die Kirchengemeinde ihren Gottesdienst im Chor und in der ehemaligen Vierung. Das nördliche Schiff ist in der Höhe der Vierung erhalten, ein circa 60 qm umbauter, geschützter Raum, der nach oben offen ist, gleichzeitig etwas abgelegen vom Besucherstrom.
In diesem Bereich sollen die Urnen in der Erde bestattet werden; der Name der Verstorbenen wird auf einem Stein in dem geosteten Triptychon bewahrt. Theologie und Kunst, Geschichte und Gegenwart vereinigen sich in diesem Raum.
Wir machen ernst mit dem Geschöpfsein des Menschen. Erde wird zu Erde, Asche zu Asche. Diese biblische Aussage wird umgesetzt in Form und Material der Urne. Das Material besteht aus ungebrannter Erde, einer besonderen Art des Feldspats. Er vermischt sich in geeigneter Weise mit der Asche, gibt somit der Asche die Erde zurück. Die Form ist schlicht, da das Material sprechen soll. Die Urne ist handgetöpfert von der Töpferin Claudia Dietrich nach einem künstlerischen Entwurf von Madeleine Dietz.
Der ehemalige Bauschutt wurde ausgetauscht mit einer guten Erde, die sich mit dem Urnenmaterial schnell vereinigen wird. Damit wird dem „Erde zu Erde“ entsprochen. Da der Raum horizontal begrenzt ist, wurden in 180 cm Tiefe Schächte angelegt, in einem Umfang von 40×40 cm, in die die Urnen übereinander begraben werden.
„Wir sind von der Erde genommen und wir werden wieder zur Erde, gleichzeitig gehen wir ins Licht, denn von daher kommen wir, wir sind bewahrt in Ewigkeit. „
Die biblische Weise des Bewahrens geschieht immer mit dem Namen der Person und in dem Symbol des Steins. Der Name auf einen Stein gebracht, soll dies zum Ausdruck bringen, aber noch mehr: er ist bei Gott aufgehoben. Diese Aussage kommt zum Ausdruck, in dem der Namenstein in den Seitenflügel des Triptychons eingebracht wird. Die Mitte des stählernen Altarteiles trägt die Botschaft von Alpha und Omega, vom Anfang und Ende, der christlichen Botschaft schlechthin.
Madeleine Dietz hat eine Stahlkonstruktion geschaffen, die sich abhebt und gleichzeitig eingebettet ist in den ehemaligen sakralen Raum und diesem durch die Altargestalt diese wieder zurück gibt. Gleichzeitig wird damit die ewige Bewahrung bei Gott zum Ausdruck gebracht. „Bewahrt in Ewigkeit“, diese Botschaft schmückt auch die Stahlplatte, die auf dem Urnenschacht liegt, in dem die letzten Urnen eingebracht sind.
Wir machen ernst mit der Tatsache, dass Abschied und Trauer einen Raum braucht, der Trost und Hoffnung verheißt, und der die Menschen nicht allein lässt. In dem geschützten Raum, der gleichzeitig zum Himmel hin offen ist, ist dies möglich.
Unsere Endlichkeit ist Teil unseres Lebens; Leben und Tod, Trauer und Freude gehören zusammen. Auch dies braucht seinen Raum. Der Trauerraum ist ein Teil des gesamten Kirchengebäudes und Areals. Die Klosterkirche ist auch eine Hochzeitskirche. Deutlich wollen wir damit machen, dass unser ganzes Leben unter dem Schutz Gottes steht, Anfang und Ende, und genauso Mittendrin.
Mit diesem Urnenfriedhof wollen wir als Kirche unsere christlichen und kirchliche Akzente setzen, um deutlich zu machen, dass die Botschaft „Bewahrt in Ewigkeit“ ihre ewige Gültigkeit behält, und in der christlichen Bestattungskultur ihren Niederschlag findet.
Text: Ulla Hoffmann, Dekanin
Denkmal Thomas Nast
Landau 2012
Cortenstahl 8 mm, Schrift gelasert, Höhe 250 cm
Nachdem ich mich mit dem Werk von Thomas Nast beschäftigt hatte, war mir klar, daß ich eine Skulptur entwickeln wollte, die zwar an Thomas Nast erinnert, allerdings skulptural so gestaltet sein sollte, dass es auch als ein eigenständiges künstlerisches Werk zu sehen wäre.
Die Titel der Zeichnungen und Cartoons von Thomas Nast sind durchaus auch ohne Zeichnungen für Menschen die vorrübergehen Fragestellungen oder Aufforderungen, Anlass zum Nachdenken.Die Skulptur soll ein zusammengerolltes Zeichenblatt darstellen.
Das Blatt wird aus Stahl gerollt, die Worte und Sätze werden mit laser herausgeschnitten. Die Worte werden in englischer Sprache, als auch in deutscher Sprache zu lesen sein.